Die Stigmatisierung von Cannabis: Ein Blick auf Falschbehauptungen in der politischen Debatte
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23. Januar 2025 11:52 -
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Alte Mythen – neu aufgelegt
Viele der Vorurteile gegenüber Cannabis stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als politische Kampagnen das Bild des "gefährlichen Rauschmittels" prägten. Diese Narrative sind tief in der Gesellschaft verankert, obwohl sie längst widerlegt wurden. Ein beliebtes Argument lautet beispielsweise, dass Cannabis ein "Einstiegsdroge" sei, die unweigerlich zu härteren Substanzen wie Heroin oder Kokain führe. Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, dass die Mehrheit der Cannabiskonsumenten nicht zu anderen Drogen greift. Vielmehr ist der Konsum von Alkohol oder Nikotin oft ein größerer Prädiktor für späteren Drogenmissbrauch.
Die politische Verzerrung der Fakten
Ein weiteres Beispiel für die Verbreitung falscher Informationen ist die Behauptung, Cannabis sei "hochgradig süchtig machend" und würde bei jedem Konsumenten schwerwiegende psychische Erkrankungen auslösen. Während es stimmt, dass übermäßiger Konsum für manche Menschen problematisch sein kann, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Cannabisabhängigkeit bei etwa 9%, deutlich niedriger als bei Alkohol (15%) oder Nikotin (32%). Zudem zeigt die Forschung, dass die Risiken psychischer Erkrankungen hauptsächlich bei Personen mit einer genetischen Veranlagung auftreten.
Trotzdem halten Politiker wie Jens Spahn (CDU), ehemaliger Bundesgesundheitsminister, an der Meinung fest, dass Cannabis "kein harmloses Kraut" sei und seine Legalisierung ein "fatales Signal" senden würde. CSU-Chef Markus Söder sprach sich ebenfalls gegen eine Legalisierung aus und behauptete, sie würde zu einer "Verharmlosung" von Drogen insgesamt führen, obwohl Studien aus legalisierenden Ländern wie Kanada oder den USA zeigen, dass gerade eine Regulierung den Jugendschutz verbessern kann. Markus Blume (CSU) bezeichnete Cannabis gar als "Brandbeschleuniger für gesellschaftlichen Verfall".
Auch in anderen Ländern gibt es prominente Beispiele für falsche Behauptungen. Der ehemalige US-Justizminister Jeff Sessions erklärte einmal: "Gute Menschen rauchen kein Marihuana." Eine pauschale Verurteilung, die den kulturellen und medizinischen Nutzen der Pflanze vollkommen ignoriert.
Ein weiteres Beispiel ist Wolfgang Kubicki (FDP), der zwar für eine Legalisierung ist, aber dennoch gelegentlich widersprückliche Aussagen über die Risiken von Cannabis macht, die nicht immer auf einer evidenzbasierten Grundlage beruhen.
Gesellschaftliche Auswirkungen der Stigmatisierung
Die Stigmatisierung von Cannabis hat weitreichende Konsequenzen. Sie trägt dazu bei, dass Konsumenten ängstlich sind, Hilfe bei Problemen zu suchen, und fördert das Risiko sozialer Isolation. Zudem behindert sie den öffentlichen Diskurs über eine evidenzbasierte Drogenpolitik. Statt sachliche Diskussionen über Regulierung, Jugendschutz und medizinischen Nutzen zu führen, werden Emotionen geschürt und stereotype Bilder bedient.
Auch der medizinische Nutzen von Cannabis wird durch Stigmatisierung oft verkannt. Obwohl Cannabis nachweislich bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, Epilepsie und bestimmten psychischen Erkrankungen helfen kann, bleibt der Zugang für viele Patienten schwierig. Politiker, die Cannabis weiterhin verteufeln, erschweren diese Entwicklung zusätzlich.
Ein Blick nach vorne
Es ist an der Zeit, dass die politische Debatte über Cannabis auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht auf veralteten Mythen basiert. Transparenz, Bildung und Offenheit sind entscheidend, um die Stigmatisierung zu bekämpfen und eine vernünftige Regulierung zu erreichen. Das Beispiel von Staaten wie Kanada oder Teilen der USA zeigt, dass eine legale und kontrollierte Abgabe von Cannabis nicht zu den apokalyptischen Szenarien führt, die Kritiker oft heraufbeschwören.
Die Verantwortung liegt dabei nicht nur bei der Politik, sondern auch bei den Medien und der Gesellschaft insgesamt. Nur durch eine faktenbasierte und offene Diskussion kann Cannabis aus der Schmuddelecke geholt und als das behandelt werden, was es ist: eine Substanz, die wie jede andere reguliert und mit Vorsicht genossen werden sollte, ohne dabei stigmatisiert zu werden.
Über den Autor
Leidenschaftlicher Grower und Technik Narr.
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